1946-1950

Es war der 1. März 1946. Der zweite Weltkrieg mit all seinen Schrecken ist vor neun Monaten zu Ende gegangen. Die Stadt Berlin und mit ihr die Wirtschaft und Infrastruktur liegen in Schutt und Asche. Es ist die Zeit der Lebensmittelkarten, des Schwarzmarktes und der Teilung in vier Sektoren. Doch die Stadt der Ruinen belebt sich wieder. Männer kehren aus der Gefangenschaft zurück, Frauen räumen Straßen und Grundstücke mit bloßen Händen von den schwarzen Trümmern des Krieges. Im Norden dieser Stadt, in der Müllerstraße 137, Ecke Seestraße 44, erfolgt am 1. März 1946 die Gründung der Firma: Klemmt und Zielinski, Ingenieure.

Damit ist der spätere Name des Unternehmens, K.U.Z., festgelegt. Im zweiten Stock des Vorderhauses besitzt der Betrieb zwei Büroräume und einen Lagerkeller im Seitenflügel. Die Belegschaft besteht aus einer kaufmännischen Angestellten, zwei Monteuren und zwei Helfern. Nach Vorstellung der Gründer soll die Firma am Wiederaufbau Berlins durch die Instandsetzung von Heizungsund Sanitäranlagen mitwirken. Im weiteren Programm stehen die Installation solcher Anlagen speziell für Krankenhäuser und Badeanstalten, verbunden mit der Planung im eigenen Ingenieurbüro. Den ersten Auftrag erteilt die Bauabteilung der Siemenswerke: „Instandsetzung der Casinoküche im Stammhaus Berlin 61, Schöneberger Straße 2–4“

Siemens-Halske, Siemens-Schuckert, Borsig, Osram, DeTeWe und Schering sind die wichtigsten Auftraggeber der ersten Jahre, es geht um den Wiederaufbau der Berliner Industrie. 1947 erhält Erich Zielinski vom Magistrat der Stadt einen Lehrauftrag an der
Vereinigten Bauschule von Groß-Berlin für die Disziplin Heizungs- und Gesundheitstechnik. Unternehmensführung und Lehrtätigkeit verbinden sich beim Firmengründer zu einer Einheit. 1948 ist die Belegschaft bereits auf 55 Personen angewachsen. Zum Büro gehören vier Ingenieure, drei Montagemeister und zwölf weitere Angestellte. Die Erweiterung der Büroräume bietet inzwischen einen Lagerplatz mit 800 m2 Stellfläche. Den Materialtransport erledigt ein VW-Kübelwagen mit Pritschenaufbau.

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Erster Firmensitz in der Müllerstraße 137
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1951-1971

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Vorfertigung von Kalt- und Warmwasserrohrelementen in der Betriebswerkstatt
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Publikationen unter der Firma K.U.Z. Gesundheitstechnik

Fünf Jahre nach der Firmengründung hat sich das Unternehmen fest am Markt etabliert. Zu diesem Zeitpunkt scheidet Herr Klemmt aus der Firma aus und zieht sich aus der Branche zurück. Ab 5. November 1951 lautet die Firmenbezeichnung:

K.U.Z. GESUNDHEITSTECHNIK
Erich Zielinski, Oberingenieur und Dozent

Herr Zielinski wird vom Senator für Arbeit zum Vorsitzenden der Prüfungskommission für Technische Zeichner und Rohrinstallateure Heizung-Gas-Wasser ernannt. Der Firmensitz wird zur Müllerstraße 128 – Togostraße 11 verlegt. Damit sind Büro, Lager und Werkstatt auf einem Grundstück vereinigt. Es stehen dem Betrieb nun 2.000 m2 Betriebsgelände zur Verfügung.

1956 feiert die Firma ihr erstes Jubiläum. Nach zehnjährigem Bestehen hat sie einen festen Stamm an Montagepersonal sowie an technischen und kaufmännischen Mitarbeitern, der ihr in harten Jahren des Existenzkampfes zu Erfolg und Ansehen in der Fachwelt verholfen hat. Der Name K.U.Z. wird zum Begriff für technische Qualität in Planung und Ausführung. Die Ausstattung von Krankenhäusern und Badeanstalten entwickelt sich immer mehr zum bevorzugten Arbeitsgebiet. Im Wohnungsbau gilt die besondere Aufmerksamkeit der Rationalisierung und werkstattmäßigen Verfertigung von Montageeinheiten, die richtungsweisend praktiziert werden.

 

In den zehn Jahren des Aufbaues hat die Firma zahlreiche Geschäftsverbindungen geknüpft, die in den darauffolgenden Jahren gefestigt und erweitert werden. Es entwickelte sich neben vielen vom Senat der Stadt Berlin, von der Bundesbaudirektion und von verschiedenen Stadt- und Kreisverwaltungen im Bundesgebiet vergebenen Aufträge eine ständige Zusammenarbeit mit namhaften Architekten. Die Regierungsbaumeister Geber und Risse beispielsweise gehörten zu den Architekten, die als erste und über zwei Jahrzehnte während Vertrauen in das Haus der K.U.Z. setzen. In diesen Jahren machten der Firmeninhaber Erich Zielinski und seine leitenden Mitarbeiter außerdem auch als Autoren in Fachzeitschriften und -büchern von sich reden.

Die Entwicklung dieses ersten von technischem Fortschritt und rascher Dynamik geprägten Jahrzehnts setzt sich auch in der Folgezeit fort. K.U.Z. Gesundheitstechnik ist im Berliner Baugeschehen zu einem anerkannten und gefragten Partner geworden. Zahlreiche Projekte, die auch aus heutiger Sicht noch als maßgebliche Stützen der infrastrukturellen Nachkriegsentwicklung in Wirtschaft und Wissenschaft angesehen werden können, entstanden unter Mitwirkung des Unternehmens.

Seit Erich Zielinski den Lehrauftrag an den vereinigten Bauschulen von Groß-Berlin erhielt, bestand eine freundschaftliche Beziehung zwischen der damaligen Technischen Fachhochschule (TFH) und der Firma K.U.Z. Viele Projekte gingen als Studienbeispiel durch die Semester dieser Lehrstätte und dienten so der praxisnahen Ausbildung des technischen Nachwuchses. Schweren Herzens bittet Erich Zielinski am 3.Oktober 1966 um seine Entlassung aus dem Schuldienst. Seine Verabschiedung am 15. Februar 1967 wird mit der Verleihung des Rietschel-Diplom für besondere Verdienste durch den Bundesverband der Heizungs- und Lüftungsindustrie, Düsseldorf, gekrönt.

Die Bautätigkeit der Firma K.U.Z. ging in diesen Jahren weit über Berlin hinaus. Für das Kreiskrankenhaus Stade mit 800 Betten wird die Sanitäranlage komplett geplant und installiert. Im süddeutschen Raum werden zahlreiche Schwimmbäder nach neusten technischen Entwicklungen konzipiert und realisiert. Einen Höhepunkt der Firmenaktivitäten des ersten viertel Jahrhunderts stellte die Ausführung der sanitärtechnischen Anlagen sowie der Kühl- und Kälteanlagen für das Reichstagsgebäude dar sowie der Auftrag für die Ausführung der Sanitärarbeiten für 2500 Wohneinheiten des neu entstehenden Märkischen Viertels.

Inhaber und Belegschaft haben in den ersten 25 Jahren bewiesen, dass die Qualität der Arbeit zu Anerkennung und Aufstieg führen. Ohne Zweifel hat auch die Tatsache, dass 50 Prozent aller Mitarbeiter länger als zehn Jahre der Firma angehören, zu diesem Erfolg geführt. Die Firmenleitung ist stets bemüht, allen Betriebsangehörigen, die sich für ein gemeinsames Ziel einsetzen und in der Firma und ihrem Beruf eine Lebensgemeinschaft sehen, ein Zuhause zu geben. Als am 1. November 1968 das nach dem Entwurf der Architekten Dillinger und Zepp auf dem Grundstück Walderseestraße 4 – 6, Berlin-Reinickendorf erbaute neue Geschäftshaus bezogen wird, hat die Firma ein Domizil gefunden, das ihr den verdienten repräsentativen Rahmen gibt.

Geschäftshaus der Firma K.U.Z. Walderseestraße 4-6 in Berlin
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Erich Zielinski, Oberingenieur und Dozent

1972-1990

Der erste große West-Berliner Nachkriegs-Bauboom fand mit dem Bau der damals nicht ganz unumstrittenen »Schlafstädte«, wie Märkisches Viertel und Gropiusstadt seinen Höhepunkt – und sein jähes Ende. Die Politik änderte sich, die Wirtschaft änderte sich.
Die Zeit der Konsolidierung betraf nicht nur die Firma K.U.Z., sondern die gesamte Berliner Wirtschaft. Jetzt sollte sich zeigen, wer in der Nachkriegszeit gut gewirtschaftet und gesunde Betriebsstrukturen geschaffen hatte. Als eines der wenigen Unternehmen
ihrer Größenordnung in der Branche konnte die Firma K.U.Z. trotz sinkender Bautätigkeit weiterhin große Aufträge übernehmen und anspruchsvolle Projekte abwickeln. Den veränderten wirtschaftlichen Marktbedingungen Anfang der siebziger Jahre trug das
Unternehmen unter anderem durch die Entscheidung für die Hereinnahme und Verstärkung ingenieurmäßiger Planungstätigkeit Rechnung.

Das Unternehmen K.U.Z. Gesundheitstechnik bewahrte seine Kompetenz für die Realisierung von Projekten jeglicher Größenordnung. So wurden von 1972 bis 1975 in enger Zusammenarbeit mit der Bundesbaudirektion die gesamten Planungen für die Gas-, Wasser und Abwasseranlagen des Robert-Koch-Institutes sowie für die Sanitäranlage des Neubaues der Staatsbibliothek Berlin durchgeführt und anschließend der Ausführungsauftrag erlangt. Für den Neubau des Humboldt-Krankenhauses wurde die Verund Entsorgungstechnik, die kompletten Sanitär-, Zentralheizungs- und Klimaanlagen, die medizinische Gasversorgung sowie die Aufzugs- und Fördertechnik bis zur Ausführungsreife von K.U.Z. projektiert. Für das Krankenhaus Waldfriede und das Jüdische Krankenhaus konnten in einer Arbeitsgemeinschaft mit dem Architekturbüro Dybe und Partner ebenfalls wesentliche Teile der Haustechnik geplant und ausgeführt werden. Diese Verzahnung von Planung und Ausführung garantierte die betriebliche Stabilität und Kontinuität.

Ein biografischer Einschnitt in die Firmengeschichte wurde im August 1975 vollzogen, als Arno Zielinski nach Beendigung seines Studiums als Mitarbeiter in die väterliche Firma eintrat. Das bisherige Einzelunternehmen K.U.Z. Gesundheitstechnik Erich Zielinski wurde in eine GmbH und Co KG umgewandelt. Am 31.12.1977 zog Erich Zielinski sich aus dem Unternehmen zurück und Arno Zielinski wurde alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer. Der Vater blieb der Firma dennoch stets verbunden, aber er hatte nun endlich Zeit, sich intensiv seinem Hobby, der Kulturgeschichte der nordamerikanischen Indianer zu widmen.

1991-2000

Deutschland endlich vereinigt. Der Fall des eisernen Vorhangs bedeutete einen ungeahnten Aufschwung für die Berliner Bauswirtschaft. Eine Herausforderung an das Unternehmen stellte am Beginn der neunziger Jahre die Sanierung von industriellen vorgefertigten Wohnbausiedlungen in den neuen Bundesländern und im Ostteil Berlins dar. 1992 wurden für die Wohnungsbaugenossenschaft Lichtenberg wurden in der „Landsberger Allee“ und am „Weißenseer Weg“ 176 Einheiten schlüsselfertig innerhalb von 8 Wochen unter bewohnten Bedingungen saniert. Die Firma K.U.Z. trat dabei als Generalunternehmer auf und führte neben den reinen versorgungstechnischen Anlagen auch die Gewerke Elektro, Entlüftung, Fliesenarbeiten sowie die Bauhauptleistungen aus. Bis 1996 wurde so insgesamt 7.000 Wohneinheiten für verschiedene Gesellschaften und Genossenschaften unter Aufrechterhaltung der Vermietbarkeit saniert. 1995 erlangte K.U.Z. den Auftrag für die Erstellung der Sanitär-, Heizungs-, Kälte- und Sprinkleranlage des Ludwig-Erhard-Hauses. Das durch Nicholas Grimshaw und Partner konzipierte Bauwerk beherbergt die Industrie- und Handelskammer (IHK), die Berliner Börse und den VBKI.

1996 erhält die Firma K.U.Z. den Auftrag für den Umbau des Reichstagsgebäudes zum Sitz des Deutschen Bundestages in Berlin. Die Mitwirkung am erneuten Wiederaufbau des Reichstages – nach Brandstiftung im Jahre 1933 – nach Beschuss und Verwüstung 1945 – und erfolgter erster vollständiger Rekonstruktion 1971 krönt die Firmengeschichte der K.U.Z Gesundheitstechnik zu Ihrem fünfzigsten Jubiläumsjahr.

Wie bereits in den Jahren 1967 bis 1971 hat die Firma K.U.Z. die kompletten sanitärtechnischen Anlagen, die Gas-, Wasser- und Abwasseranlagen geliefert und installiert. Darüberhinaus wurde die gesamte Wärme- und Kälteverteilung sowie die Eigenstromerzeugung in Form eines Blockheizkraftwerkes von K.U.Z. für den Reichstag realisiert.

Seinerzeit 1971 war für den Firmengründer Erich Zielinski der Wiederaufbau des Reichstagsgebäudes mehr als nur eine technische Aufgabe, die es wie viele andere auch, zu bewältigen galt, sondern symbolisierte vielmehr in besonderem Maße einen Abschnitt der deutschen Nachkriegsgeschichte. Erlebten die Rohrbauarbeiten 1967 mit dem Aufrichten der Dachkonstruktion des Plenarsaals ihren Abschluss, so kann gleichermaßen die durch Norman Foster entworfene neuen Glaskonstruktion als ein Zeichen für Transparenz und Offenheit der parlamentarischen Demokratie gesehen werden. So mag die Bitte des Firmengründers Erich Zielinski von 1971 an alle Mitarbeiter, den Geist, der zum Aufstieg verhalf, nicht zu vergessen, auch Leitmotiv für die nächsten 50 Jahre sein:


„Ruhe nicht, bevor das Gute besser und das Bessere das Beste geworden ist.“

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Reichstag 1971
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Reichstag 2011
Reichstag 1971
Reichstag 1996

2001-2019

Nach Fertigstellung und Abnahme durch die Bundestagsverwaltung wurde die Firma K.U.Z. seit 1998 mit der Betreibung und Wartung der hochkomplizierten Energieversorgungsanlagen des Reichstagsgebäudes beauftragt. Seit dem 1. April 2005 wurden auch die Energieerzeugungsanlagen aller übrigen Parlamentsgebäude des Regierungsviertels des TVP (Technik-Verbund-Parlamentsgebäude) durch die Ingenieure und Techniker der Firma K.U.Z. betrieben. Neben Betrieb, Optimierung und Wartung oblag der Firma auch die Schulung des technischen Personals der Bundestagsverwaltung, damit diese die Anlagen nach Ablauf des Betreibervertrages 2010 eigenverantwortlich betreiben können.
 
Im Jahr 2004 beginnt Dipl. Ingenieur Eric Noack seine berufliche Laufbahn in der Firma seines Vaters. Herr Noack absolvierte sein Diplom der Gebäude- und Energietechnik mit summa cum laude und unterstützt den Betrieb schon während des Studium seit 2001. Herr Noack tritt nach kurzer Einarbeitung in seine Position als technischer Leiter der Firma K.U.Z.
 
Das Bauen im Bestand unter Aufrechterhaltung des laufenden Betriebes ist nach wie vor ein Spezialgebiet der Firma. Die Arbeitsabläufe unserer Kunden, beispielsweise im Messe- und Kongressbetrieb und in belegten Krankenhäusern, stellen höchste Ansprüche an die Montageplanung und die ausführenden Mitarbeiter.